Die Klaviergötter meiner Jugend waren Dinu Lipatti und Clara Haskil, beide geheimnisumwoben, verzaubernd. Während ich Lipatti nur von seinen Schallplatten kannte, durfte ich Clara Haskil zweimal live im Konzert erleben, in Burgdorf und in Luzern. Ja, sogar ein Autogramm hatte ich mir von ihr erbettelt. Ihr traumwandlerisches, fast schwereloses Spiel ist bis heute mein Ideal geblieben.
Mein für den Concours Clara Haskil geschriebenes Klavierstück versucht, die Linien ihres einsamen, schmerzgezeichneten, von unerbittlicher Selbstkritik und Selbstlosigkeit bestimmten Lebens nachzuzeichnen.
"Die Linien des Lebens sind verschieden…"
(Scardanelli/Hölderlin)
Lebenslinien sind György Kurtag zu seinem 95. Geburtstag gewidmet. Heinz Holliger